Turnerkreuz

Frisch, fromm, fröhlich, frei! Turnerkreuz frei nach Friedrich Ludwig Jahn

Das Turnerkreuz ist eine graphisch gestaltete Bildmarke bzw. ein Logo sowie ein heraldisches Gammadium, das im Jahr 1844 von dem Kupferstecher und Drucker Johann Heinrich Felsing (1800–1875) aus Darmstadt, Hessen, in den hessischen Landesfarben rot-weiß (rotes Logo auf weißem Grund) entwickelt wurde.Das Original-Logo gemäß Deutschem Turner-Bund ist heute immer quadratisch und formt ein achsengleiches griechisches Kreuz. Es besteht aus vier Exemplaren des horizontal und vertikal gespiegelten Buchstabens F in Versalien, die den Turner-Wahlspruch Frisch, fromm, fröhlich, frei aufgreifen.

Geschichte

Die Anordnung der vier F wurde von Felsing nicht erfunden. Vielmehr übernahm er sie wohl von einem Zweigröscher, einer preußischen Zweigroschen-Münze des Jahres 1693, der Regierungszeit des letzten Kurfürsten von Brandenburg-Preußen, Friedrich III., der ab dem Jahr 1701 als Friedrich I. König von Preußen war

Das von Felsing als allgemeines Turnerzeichen vorgeschlagene Turnerkreuz wurde noch im Jahr 1846 auf dem Turntag in Heilbronn abgelehnt. Turner jüdischen Glaubens sahen sich durch das im Turnerkreuz gleichfalls manifestierte christliche Kreuz nicht repräsentiert und haben später ein eigenes Logo auf der Basis des Davidsterns entwickelt (Makkabi). Das Turnerkreuz entwickelte sich aber dennoch zum Symbol der deutschen Turnbewegung und der politischen Überzeugung der Turner, ihrem Streben nach Einheit, Freiheit und nationaler Unabhängigkeit, obwohl nie eine entsprechende Beschlussfassung über die Verwendung des Turnerkreuzes vorlag. Bereits 1853 wurde ein Wappen mit dem Turnerkreuz auf der Festkarte des Turnfestes in Hannover abgebildet, Turnvereine übernahmen es in ihre Wappen.

Offizielles Turnerkreuz (Variante) der ehemaligen bürgerlichen Dachorganisation Deutsche Turnerschaft (DT) bis 1936

Die nach der Deutschen Revolution 1848/49 in die Vereinigten Staaten geflüchteten Burschenschafter und Turner nahmen das Turnerkreuz mit und gründeten sofort eigene Turnvereine. Der Begriff fromm entfiel dort jedoch nach einigen Jahren, weil er immer wieder religiös-kirchlich interpretiert worden ist, die politische Ausrichtung dieser Turner jedoch sozialistisch war. Ab 1880 änderte sich der Turner-Wahlspruch in der Neuen Welt, so dass das Turnerkreuz dort keinen Bestand hatte.

Die in Deutschland bis zum Dritten Reich parallel existierenden Dachverbände des Turnens, die bürgerlich-nationalistische Deutsche Turnerschaft (DT) und der sozialistische Arbeiter-Turn- und Sportbund (1919 bis 1933), vorher Arbeiter-Turnerbund (ATB), benutzten unterschiedliche Varianten des Turnerkreuzes. Während das klassische Turnerkreuz mit den vier F von der Deutschen Turnerschaft und ihren Untergliederungen bis auf Vereinsebene geführt wurde (siehe Abbildung links), löste sich der Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) teilweise davon. Sein Logo nutzte lediglich die beiden oberen auf dem Kopf stehenden gespiegelten zwei F und ließ diese auf einem entsprechend verbreiterten T ruhen. Durch diese drei Versalien schlang sich ein S. Die kommunistische Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit (Rotsport), die sich in der Endphase der Weimarer Republik vom ATSB abgespalten hatte, nutzte das Turnerkreuz nicht, stattdessen eine stilisierte Weltkugel mit Längen- und Breitengraden, vor der ein männlicher Leichtathlet gerade ein rotes Zielband durchläuft.

1933 entstand im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele von Berlin (1936) eine Diskussion darüber, ob das Turnerkreuz oder die olympischen Ringe für die Olympiade in Berlin Verwendung finden sollten. Der Entscheid fiel zugunsten der fünf Ringe.

Nach Einführung des Reichsflaggengesetzes vom 15. September 1935 (RGBl. I S. 1145) übernahmen alle deutschen Turnvereine das von den Nationalsozialisten gebrauchte Hakenkreuz als einziges Symbol, nach dem so genannten Anschluss 1938 auch die österreichischen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand man auf Vereinsebene sehr rasch wieder zum Turnerkreuz zurück, zumal die historischen Vereinswappen und -fahnen dieses zumeist beinhalteten. Demgegenüber benötigten die Verbände dazu längere Zeit. Beim Deutschen Turnfest in München 1958 fand es in der offiziellen Festzeitung noch keinerlei Verwendung, eine aus diesem Anlass herausgegebene Briefmarke der Deutschen Bundespost griff es hingegen wieder auf.

Symbolik

Turnerkreuz im Eichenlaubkranz aus goldfarbenem Metall, nahe Frankenstein-Bergturnfest in Hessen

Das Turnerkreuz stellt in der Tat einen Bezug zum Christentum her, aber ebenso zur preußischen Militärsymbolik. Das Turnerkreuz ist visuell sehr oft stark an das 1813 vom preußischen König gestiftete Eiserne Kreuz bzw. das noch ältere Balkenkreuz oder Tatzenkreuz des Deutschen Ordens sowie der preußischen und deutschen Streitkräfte angelehnt und erinnert demzufolge daran.

Beim Turnen gibt es Bezüge zu Burschenschaften und zur Revolution 1848/49. Kombinationen des Turnerkreuzes mit Fackel und Schwert symbolisieren Aufklärung (Licht/Wahrheit) und Kampf, mit einer Eule das Sinnbild der Weisheit und Wachsamkeit, mit einer Lyra das Zeichen für Musik und Kunst, mit Eichenlaub Kraft, Männlichkeit, Standhaftigkeit bzw. Beharrlichkeit und Sieg – durchaus im militärischen Sinn. Auch die Kombination mit einem Lorbeerkranz oder -zweig ist häufig. Der Lorbeerkranz steht für Erfolg, Ruhm, Sieg, Vollkommenheit und Weihe, sowohl im sportlichen als auch patriotisch-militärischen Sinn. Im 19., aber auch noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts finden sich solche Kombinationen auf Vereinsfahnen und -wappen vielfach.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Turnerkreuz

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